Neues vom Dunninger Müllerssohn, der Innenminister wurde
Dunningen. Eine Vernissage, eine erstmalige Präsentation in der Öffentlichkeit erlebten die Mitglieder des Dunninger SPD-Ortsvereins anlässlich ihrer Jahreshauptversammlung. Michael Braun, Historiker aus Heidelberg und Biograph des Dunninger Vorzeige-Sozialdemokraten Emil Maier stellte seine Dissertation „Der Badische Landtag 1918 - 1933“ vor, die 2010 als Buch erschien. Dabei würdigte Braun insbesondere die Verdienste des am 11. August 1876 in Dunningen geborenen Müllerssohns Emil Maier.
Schon in jungen Jahren trat Maier der damals stark angefeindeten SPD bei und landete nach einer Buchdruckerlehre in Rottweil und anschließender Wanderschaft schließlich als sozialdemokratischer Politiker im Raum Heidelberg / Mannheim. Innerhalb weniger Jahre arbeitete er sich zu einem der führenden Repräsentanten der Sozialdemokratischen Partei hoch und wurde letztlich im Juni 1931 zum badischen Innenminister gewählt. Heute sieht die Geschichtsschreibung in Maier eine der weniger als zehn Personen, „die das Land Baden in der Zeit der Weimarer Republik geprägt haben“, so Michael Braun. Trotz der auch damals für Demokraten schwierigen Zeit, noch immer mitten in der Weltwirtschaftskrise, sei Pessimismus seine Sache nicht gewesen, bemerkte der Referent mit Hinblick auf die Stimmung in der SPD nach der letzten Bundestagswahl. Er war Realpolitiker, nahm die Tatsachen zur Kenntnis und handelte dann nach der Maxime: „Es kommt darauf an, was man daraus macht.“ Erstmals habe Maier das nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches eindrucksvoll gezeigt, als er als Mitglied des Engeren Ausschusses der Arbeiter- und Soldatenräte Badens Verantwortung übernahm und sich vehement gegen ein Weitertreiben der Revolution einsetzte. Wichtiger als Ideologien war ihm die Versorgungslage der Bevölkerung, so z.B. die katastrophale Brennstoff-knappheit, der er tatkräftig entgegentritt.
Es müsse bitter für den überzeugten Demoraten gewesen sein, als in der Endphase der Weimarer Politik die Nationalsozialisten immer mehr Zulauf erhielten, deren falsche Versprechungen er sein ganzes Leben lang zu entlarven versuchte, und die er als Innenminister mit allen rechtsstaatlichen Mitteln bekämpfte. Er sah das Unheil voraus, aber er konnte es nicht verhindern. „Die Geschichte wäre anders verlaufen“, schloss Michael Braun seinen Vortrag, „wenn seinerzeit mehr Menschen so wie Emil Maier gehandelt hätten.